Johann Dietrich von Steinen und seine „Westphälische Geschichte“
von Lena Zint
Eine der bedeutendsten Grundlagen für die Erforschung des Ruhr-Lippe-Raums vor der Industrialisierung ist noch immer die im 18. Jahrhundert entstandene „Westphälische Geschichte“ Johann Dietrich von Steinens. Im Folgenden soll kurz auf den Autor, sein Hauptwerk – unter Beachtung der Ausführungen zum Amt Wetter – und die Bedeutung für die regionalhistorische Forschung eingegangen werden.
Das Leben des Johann Dietrich von Steinen
Johann Dietrich von Steinen stammte aus einer Pfarrer-Dynastie. Einer seiner Urahnen hatte 1545 die erste lutherische Gemeinde der Grafschaft Mark in Frömern gegründet. Etwa 150 Jahre später – am 7. März 1699 – wurde von Steinen in Frömern geboren.1 Er besuchte die Gymnasien und Lateinschulen in Unna und Dortmund.2 Als junger Mann studierte er bis in die frühen 1720er Jahre hinein in Jena und Halle Theologie. Danach trat er bereits seine erste Predigerstelle in Kleve und wenig später – im Jahr 1724 – seine zweite Stelle in Isselburg an. Als dann 1727 von Steinens Vater starb, ging er zurück in seinen Heimatort Frömern, um dessen Nachfolge anzutreten.
Von Steinen begann sich schon in Kleve mit der Geschichte seines Landes zu beschäftigen.3 Gefördert durch die Regierung fertigte er zu dieser Zeit eine „Reformationshistorie des Herzogtums Kleve“ an. Parallel zu seiner Arbeit als Prediger sammelte von Steinen etliche Urkunden und anderes Schriftgut, fertigte Abschriften davon an und schuf somit eine reichhaltige schriftliche Quellensammlung. Wenn auch die Anerkennung seiner Arbeit als Historiker durch seine Zeitgenossen nicht groß gewesen zu sein scheint, so stellt doch die Ernennung zum Konsistorialrat durch Friedrich den Großen im Jahre 1750 einen späten Höhepunkt in von Steinens Leben dar. Im Jahre 1759 verstarb von Steinen.4
Die „Westphälische Geschichte“
Die von Johann Dietrich von Steinen geschaffene „Westphälische Geschichte“ wurde im Zeitraum von 1755 bis 1760 veröffentlicht. Der vierte und letzte Band wurde posthum von seinem Sohn veröffentlicht. In der Vorrede dieses Bandes findet sich eine Biografie von Johann Dietrich von Steinen.5
Das Gesamtwerk umfasst etwa 6.000 Druckseiten und ist teilweise mit Kupferstichen bebildert. Besonders das Tabellenwerk im Anhang mit den vielen Wappen und Siegeln, die von Steinen Detailgetreu abzeichnete, nummerierte und ordnete, ist hier zu erwähnen.
Die „Westphälische Geschichte“ setzt sich aus darstellendem Text und verschiedenen landes- und volkskundlichen Berichten zu vielen Städten, Kirchspielen und anderen Orten der Region zusammen.6
Die „Westphälische Geschichte“ als Quellensammlung
Inhaltlich bietet die „Westphälische Geschichte“ hauptsächlich Quellen, die die Geschichte der Grafschaft Mark und deren Nachbargebiete betreffen. Zu einem beachtlichen Teil sind die abgeschriebenen Quellen im Original heute gar nicht mehr verfügbar, da es im Jahr 1761 zu einem Großbrand in Frömern kam, der einen Großteil der Schriftstücke vernichtete. So trug von Steinen maßgeblich dazu bei, dass heute noch eine Reihe von Quellen zur älteren Geschichte Mittelwestfalens zugänglich sind.7
Das Amt Wetter in der „Westphälischen Geschichte“
Im zweiten Teil des dritten Bandes findet sich ein Abschnitt über das „Gericht Wetter“, in dem die Kirchspiele Wetter, Ende, Oberwengern und Volmarstein in einzelnen Kapiteln vorgestellt werden. Auf den Seiten zu „der Freyheit und Dorf Wetter“ lassen sich drei Absätze ausmachen, die 1. „vom weltlichen Zustand“, 2. „vom kirchlichen Zustand“ und 3. „von dem, was zum Kirchspiel gehöret“ berichten.8 So erfährt der Leser zunächst übersichtsartig von der landschaftlichen Beschaffenheit, der Namensherkunft und den politischen, richterlichen und gesellschaftlichen Besonderheiten Wetters. Im zweiten Absatz berichtet von Steinen davon, dass die Menschen in Wetter „mehrentheils der Lutherischen Religion zugethan“9 sind. Mithilfe eines Auszuges aus einem Kirchenbuch zeichnet von Steinen die Geschichte der lutherischen Gemeinde von ihrer Gründung 1550 bis ins 18. Jahrhundert nach, indem er die Pastoren aufzählt. Außerdem beschreibt der Autor kurz die kirchlichen Gebäude der Region. Im dritten und letzten Absatz ist vermerkt, dass „Ausser der Freyheit und Dorf Wetter, auch einem Theil des Hauses Werdringen“10 nichts zum Kirchspiel gehöre.
1 Schulte, Wilhelm: Westfälische Köpfe. 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen, München 1963 (im Folgenden zitiert als, Schulte, 1963), S.319.
2 Bahlmann, V.: Art.: Steinen, Johann Dietrich v. St., in: ADB, Bd. 35, Leipzig 1893 (im Folgenden zitiert als: Bahlmann, 1893), S.699.
3 Bahlmann, 1893, S.700.
4 Siehe hierzu: Schulte, S.319f.
5 Bahlmann, 1893S. 700.
6 Siehe hierzu: Schulte, 1963, S.319f.
7 Schulte, 1963, 319f.
8 Siehe hierzu: Steinen, Johann Dietrich von: Westphälische Geschichte. Mit vielen Kupfern, Theile I-IV, Münster 1963 (Fotomechanischer Nachdruck der Ausgaben 1755-1760), Band III/2 (im Folgenden zitiert als: Steinen, 1963), S.1449-1456.
9 Steinen, 1963, S.1452.
10 Steinen, 1963, S.1456.